Am 15. September 1931 ergriffen unter Vorsitz von Johann Steinbeck einige Further Bürger unter anderen Victor Reyak und Joseph Hagen trotz Weltwirtschaftskrise die Initiative und gründeten auf der Neusserfurth einen Schützenverein. Die Gründerväter gaben der kleinen Gesellschaft den Namen
St. Antonius-Kompanie
Die genauen Beweggründe zur Namensgebung konnten nicht überliefert werden. Umso herausragender war sicherlich das Bekenntnis zum christlichen Glauben, indem die junge Gemeinschaft sich auf einen der 14 Nothelfer berief. Auch galt der heilige Antonius neben Papst Cornelius, St. Bubert und St. Quirinus von Neuss als einer der vier heiligen Marschälle. Seine besondere Verehrung erfuhr er am Niederrhein als Pestheiliger und Patron der Metzger, Schweinehirten und Bürstenmacher. So wurde er im ländlicheren Niederrhein, wozu seiner Zeit die Neusserfurth sicherlich zählte, auch als „Ferkestünn“ verehrt.
Johann Steinbeck, der Schneider war, trug maßgeblich zur Uniformfrage bei. Da gerade schwarzer Stoff in ausreichender Menge vorrätig war, wählten die Gründerväter diesen als Stoff für die Uniformjacke. Dazu wurden ein schwarzer Hut mit schwarzem Band und Feder, schwarze Hose, weißes Hemd und weiße Fliege getragen. Die Schulterstücke und Rangabzeichen wurden der preußischen Rangordnung entlehnt. Offiziere trugen diese in Silber und zusätzlich – ab Leutnant aufwärts – eine silberfarbene Feldbinde. Zum ersten Vereinsführer wurde Johann Steinbeck im Range eines Hauptmanns bestimmt.
Im Sinne der gewählten Ideale „Glaube, Sitte und Heimat“ schloss sich die „St. Antonius Kompanie“ der am 7. Oktober 1932 ins Leben gerufenen „St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Neuss-Weißenberg“ an.
Über die erste Teilnahme am Further Schützenfest im Jahre 1933 berichtete die Neue Zeitung am 6. Juni:
„Freudig begrüßt wurde die Antoniusgruppe mit ihrem hübschen Schützenkleide und Kopfbedeckung.“
Die Gründerjahre waren auch mit Turbulenzen und einer gewissen Mitgliederfluktuation verbunden. So bemühte sich nach dem Schützenfest 1933 die Further Schützenlust um die St. Antoniusgruppe und verhandelte mit Johann Steinbeck um einen Zusammenschluss. (Quelle: Festschrift der Further
Schützenlust) Hieraus resultierte eine Trennung des Vereins. Hauptmann Johann Steinbeck und 13 weitere Schützen der „alten Garde“ trugen den Verein jedoch weiter. Der erste Gesellschaftskönig Gottfried I. Hagen wurde mit einem von den eigenen Mitgliedern gefertigtem Königsschild ausgezeichnet.
Im Folgejahr erfolgte die zwangsweise Umbenennung der „St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Neuss-Weißenberg“ in „Bürgerschützenverein Neuss-Furth 1934“. Im Zusammenhang mit dem Verbot der öffentlichen Betätigung kirchlicher oder kirchennaher Vereine sowie den hiermit verbundenen Repressalien durch die Nationalsozialisten entschieden sich die Gründerväter, die „St. Antonius-Kompanie“ in
Scheibenschützen Neuss-Furth 1932
umzubenennen. Satzung und Statuten behielten aber unverändert ihre Gültigkeit und im Gegensatz zu anderen kirchlichen Verbänden und Einrichtungen, die 1937 dem Nationalsozialismus gleichgeschaltet oder aufgelöst wurden, entging der junge Schützenverein durch diese Umbenennung diesem Schicksal. Das Gründungsjahr wurde entgegen der tatsächlichen Stiftung des Vereins auf 1932 terminiert. In Anlehnung an das Gründungsdatum – 15. September 1931 – findet heute noch die Krönung des Scheibenschützenkönigs am 3. Wochenende im September statt. So erklärt sich auch, dass von je her die Further Scheibenschützen – im Volksmund auch 32er genannt – ihre Jubiläen immer ein Jahr vor der Zeit als Stiftungsfest begingen und auch künftig begehen werden.
Das Jahr 1934 brachte den Scheibenschützen Neuss-Furth 1932 mit Jupp Schmitz nicht nur ein neues Mitglied. Mit ihm, der zu Christi Himmelfahrt der Gesellschaft beitrat, am gleichen Tage zum Leutnant befördert wurde und das an diesem Tage stattgefundene Königsvogelschießen für sich entschied, gewann der junge Verein einen Menschen, der das Gesellschaftsleben bis heute prägt. Bereits 1935 löste er Johann Steinbeck als Vereinsführer und Hauptmann ab. Jupp Schmitz führte den Verein mit viel Idealismus und ungeheuerer Initiative. Ihm war es zu verdanken, dass aus einem losen Verein eine feste Gemeinschaft erwuchs. Pragmatisch in seinen Entscheidungen entschied er auch 1935/1936, als ein Ersatzkönig gefunden werden musste, dass das Schießen nicht auf einen Holzvogel nachgeholt wurde, sondern auf eine 12er Scheibe erfolgte. Es war das einzige Mal in der Geschichte der 32er, dass der König durch ein Scheibenschießen ermittelt wurde. Bei diesem Schießen konnte sich Georg Vervoort, der spätere 1. Vorsitzende und langjährige Hauptmann der Gesellschaft, durchsetzen.
Großfackel 1934
Bereits 1934 wurde die erste eigene Großfackel mit dem Thema „Bei Paul, Hubert, Jupp on Pitter, wird gekaat möt on ohne Litter“ gebaut. Diese Tradition wurde über die Generationen hinweg bis heute fortgeführt. Themen der großen aber auch der kleinen Politik, allzu Menschliches aber auch Verdrießliches wurden mit Papier, Farbe, Licht und viel Geschick auf Großfackeln umgesetzt. Ein Markenzeichen der Fackelbauer der 32er war es immer, die Aufbauten auf dem Fackelgestell nach dem Schützenfest komplett abzureißen und im nächsten Jahr mit neuen Ideen einen kompletten neuen Aufbau zu fertigen. Gebaut wurde über die Jahre an unterschiedlichsten Plätzen. Während in den ersten Jahren Vereinsmitglied Johann Hagen Platz und Raum bot, so waren es in den Folgejahren auch immer wieder Privatleute, die den 32ern ihre Räumlichkeiten für den Fackelbau anboten. Weitere „Quartiere“ der Fackelbauer waren bei Selders, Kappes-Sand, Willi Kreutzer, Lewantoski, auf dem Bonnenhof und bei Kurt Maas. Seit 2003 hat auch der Fackelbau der Scheibenschützen seine Heimat in der von der Bruderschaft erstellten Fackelbauhalle gefunden.
Die erste Fahne der Scheibenschützen wurde am 14. November 1937 geweiht. Verbunden mit der Krönung von Vereinsmajestät Adam Rohs ging dieser Tag als „Tag der neuen Fahne“ in die Geschichte der 32er ein. Diese Fahne wird auch heute noch – restauriert durch Matthias Schmitz – bei allen öffentlichen Anlässen mitgeführt. Sie konnte durch die Ehefrau von Hauptmann Jupp Schmitz Frau Grete Schmitz über die Kriegsjahre gerettet werden. Weitere Fahnen wurden 1967 und 1982 nach Entwürfen von Georg Vervoort und Konrad „Conny“ Hagen angeschafft. Eine Besonderheit weist die Fahne aus dem Jahre 1982 aus. Sie zeigt die Pfarrkirche St. Josef mit fünf statt der in natura sechs vorhandenen Türmchen. Grund hierfür waren bauliche Schäden. Diese wurden erst – so auch unter anderem der Wiederaufbau des sechsten Türmchens – nach 1982 an der Kirche vollzogen. Im Schützenjahr 1938/1939 stellten die Scheibenschützen Neuss-Furth 1932 erstmalig mit „Jupp“ Josef II. Schmitz den höchsten Repräsentanten des Further Schützenwesens. Das Protokoll verzeichnete, dass jeder Scheibenschütze einen Orden erhielt. Joseph Hagen vertrat Jupp Schmitz an den Schützenfesttagen als Korpsführer.
Am 9. Juli 1939 versammelte sich die Gesellschaft zum letzten Mal vor dem zweiten Weltkrieg zum Königsvogelschießen. Johann Pilger war an diesem Tag der glückliche Schütze, der zum Scheibenschützenkönig proklamiert werden konnte. Gekrönt wurde er aber erst über 10 Jahre später am 25. September 1949. Der Krieg und seine verheerenden Folgen hatten das Vereinsleben lahm gelegt. Private Kontakte blieben zwar, aber an eine Aufrechterhaltung des Gesellschaftslebens war nicht zu denken. Umso kräftiger fiel auf der ersten Nachkriegsversammlung am 12. Juni 1949 das einstimmige „Ja“ der Kameraden aus, als es um die Frage der Wiederbelebung der Gesellschaft ging.
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